Der Regierungsrat des Kantons Bern hat die Zahlen des Berichts Gemeindefinanzen 2006 mit Befriedigung zur Kenntnis genommen. Die Mehrzahl der bernischen Gemeinden befindet sich in einer guten bis sehr guten finanziellen Situation. Mit dem Bericht Gemeindefinanzen zeigt das AGR die Entwicklung der finanziellen Lage der bernischen Gemeinden transparent auf. Ausserdem erleichtert er die Gemeindefinanzaufsicht des Kantonsüber die Gemeinden.
Ende 2006 wiesen 391 Gemeinden (2005: 385) ein Eigenkapital aus, davon 264 Gemeinden ein Eigenkapital von mehr als acht Steueranlagezehnteln. Auf der anderen Seite ist die Anzahl der Gemeinden, die einen Bilanzfehlbetrag ausweisen von 13 (2005) auf 7 (2006) erneut deutlich zurückgegangen.
Im Jahr 2006 haben 281 Gemeinden ihre Rechnung mit einem Ertragsüberschuss und 18 Gemeinden ausgeglichen abgeschlossen. 99 Gemeinden haben einen Aufwandüberschuss ausgewiesen, d.h. 34 weniger als im 2005. Zu erwähnen ist ausserdem, dass 264 Gemeinden zusätzliche Abschreibungenüber einen Gesamtbetrag von 118 Millionen Franken getätigt haben (+ 31,1 % gegenüber 2005). Ohne diese Buchungen wären die Ergebnisse der Rechnung noch besser ausgefallen. Während der Rechnungsperiode 2006 wiesen die bernischen Gemeinden ein Nettoinvestitionsvolumen von rund 348,4 Millionen Franken aus, was eine Zunahme von 115,4 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr bedeutet (+ 49,5 %). 90 Gemeinden (2005: 87) haben Beträge investiert, die mehr als fünf Steueranlagezehnteln entsprechen.
Im Zusammenhang mit diesen positiven Werten ist zu beachten, dass das Rechnungsjahr 2006 für viele Oberaargauer Gemeinden ungewöhnlich war: Viele unter ihnen konnten ihre Aktien der onyx Energie Mittelland AG der BKW verkaufen. Damit profitierte die Region von 336 Millionen Franken, die die BKW den Gemeinden für die Aktien bezahlte. Dieser "Geldsegen" widerspiegelt sich in den Kennzahlen der Jahresrechnungen 2006.
Der Bericht des AGR enthält auch Angabenüber verschiedene Aufwand- und Ertragspositionen pro Kopf der Bevölkerung. Der Aufwand für die soziale Wohlfahrt schlug im Jahr 2006 mit 1'487 Franken pro Kopf (28,4 % des Gesamtaufwands) am meisten zu Buche. An zweiter Stelle steht die Bildung mit 704 Franken pro Kopf (13,5 % des Gesamtaufwands). Finanzen und Steuern sind mit 3'090 Franken pro Kopf die wichtigste Einnahmenquelle (56,3 % des Gesamtertrags). Gegenüber dem Vorjahr nahm dieser Ertrag um 379 Franken pro Kopf zu.
Auf der Aktivseite der Bestandesrechnung belief sich das Finanzvermögen der Gemeinden auf 5'367 Franken pro Kopf, das Verwaltungsvermögen auf 2'374 Franken pro Kopf. Auf der Passivseite betrug
das Fremdkapital der Gemeinden 5'541 Franken pro Kopf oder 69,7 % der Passiven, wovon 4'258 Franken auf die mittel- und langfristigen Schulden entfallen.
Der Bericht enthält zudem einige Vergleiche zwischen den sechs Wirtschaftsregionen des Kantons (Bern-Mittelland, Berner Jura, Berner Oberland, Biel-Seeland, Emmental und Oberaargau). In der Region Berner Jura weisen tendenziell etwas mehr Gemeinden einen Bilanzfehlbetrag und/oder Vorschüsse für Spezialfinanzierungen aus als in denübrigen Regionen. Auf der anderen Seite hat im Oberaargau praktisch keine Gemeinde Eigenkapital von weniger als acht Steueranlagezehnteln (Verkauf onyx-Aktien). 2006 hatten nur 55 Gemeinden einen ungenügenden Selbstfinanzierungsgrad von weniger als 60 %. Beim Zinsbelastungs- und Kapitaldienstanteil sind besonders Gemeinden aus den Regionen Berner Jura und Oberland hoch bis sehr hoch belastet. Ein Blick auf die Steueranlage zeigt, dass insbesondere Gemeinden aus den Regionen Berner Jura und Oberland eine Steueranlage von 2,0 und mehr ausweisen. Auf der anderen Seite sind Gemeinden mit tiefer bis sehr tiefer Steueranlage von weniger als 1,6 hauptsächlich im Mittelland zu finden. Dabei bleiben der kantonale Durchschnitt mit 1,76 und der Median mit 1,79 stabil.
"Bericht Gemeindefinanzen 2006"